Einer der meistgelesenen Artikel auf meinem Blog ist der Der degenerierte Kiefer aus dem Jahr 2018. Er befasst sich mit der Frage, warum Zahnfehlstellungen in modernen Gesellschaften so weit verbreitet sind und wie Eltern Kieferfehlbildungen und schiefen Zähnen bei ihren Kindern vorbeugen können. Die erste präventive Maßnahme im Leben eines Kindes ist das Saugen an der Brust der Mutter, gefolgt von der Nasenatmung und dem richtigen Kauen.

Doch der Grundstein für einen gesunden Kiefer, gerade Zähne und ein wohlgeformtes Gesicht wird nicht erst mit der Geburt eines Menschen gelegt, sondern bereits Monate und sogar Jahre früher. Diese wissenschaftliche Erkenntnis basiert auf der über 80 Jahre alten Forschungsarbeit Nutrition and Physical Degeneration [1*] von Weston A. Price. Bis heute ist sie nur wenigen Menschen bekannt. Deshalb findest Du sie hier in Teil 2 über den degenerierten Kiefer.

Die Beobachtungen von Weston A. Price

Weston A. Price (1870 – 1948) war ein kanadischer Zahnarzt, der in den 1930er Jahren in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio praktizierte. Die meisten seiner Patienten hatten zu enge Zahnbögen mit schiefen Zähnen, viele atmeten durch den Mund statt durch die Nase. Karies griff wie eine Seuche um sich und Kinderzähne verfaulten bereits, bevor sie vollständig aus dem Kiefer gewachsen waren. Price beschrieb diesen Zustand als “Progressive Decline of Modern Civilization” [1*].

Weil er die Ursachen in der Ernährung vermutete, bereiste Price ab Anfang der 30er Jahre die Welt, um die Gesundheit traditionell lebender Völker zu untersuchen und sie mit dem Zustand moderner Gesellschaften zu vergleichen. Seine Reisen führten ihn zu Ureinwohnern in die Schweiz, auf die schottischen Inseln, nach Kanada, nach Nordamerika, auf mehrere Inseln im Pazifik, nach Australien, Neuseeland sowie in den Norden und Osten Afrikas.

Zähne und Kiefer

Wo er hinkam, stellte Price fest, dass Menschen, die sich über Generationen hinweg auf die traditionelle Weise ihrer Vorfahren ernährten, kaum Karies hatten. Sofern sie keine Zähne durch Unfälle oder Kampfverletzungen verloren hatten, waren ihre Gebisse vollständig mit geraden Zähnen und wohlgeformten Kiefern, welche ausreichend Platz für alle Zähne boten. Im Kontrast dazu hatten die modernen Einwanderer schmale Kiefer mit teils gravierenden Zahnfehlstellungen. Wie schon bei Prices Patienten in Cleveland grassierte bei ihnen der Karies.

Ein Beispiel für diesen Kontrast liefert der Vergleich zwischen den traditionell lebenden Maori in Neuseeland und den weißen Einwanderern (Abbildung unten).

Vergleich Zaehne und Kiefer Maori und Einwanderer in Neuseeland
Links: Gesunde Zähne und wohlgeformte Zahnbögen traditionell lebender Maori rechts: Kariöse Zähne und enge Kiefer weißer Einwanderer in Neuseeland (Aufnahmen aus den 1930er Jahren ohne genaue Datierung)

Karies und das Phänomen der zu engen Zahnbögen begegneten Price weltweit an allen Orten, an denen die moderne Gesellschaft mit ihren importierten Lebensmitteln Einzug gehalten hatte. Im Gegenzug schienen die Ureinwohner gegen die Degeneration ihrer Kiefer und Zähne immun zu sein – zumindest so lange wie sie ihre traditionelle Ernährung beibehielten.

Traditionelle und moderne Ernährung

Wegen des extremen Klimas und der Bodenbeschaffenheit gab es in vielen Regionen keinerlei Landwirtschaft. Die Ureinwohner ernährten sich überwiegend von Fleisch oder – an Seen und Küsten – von Fisch und Meeresfrüchten. Dabei aßen sie stets auch Organe wie Leber, Teile des Verdauungstrakts oder die Nebennieren. Bei Fischen wurden Augen und Fischeier mitgegessen. Pflanzliche Nahrung spielte eine untergeordnete Rolle. Auf seinen Reisen begegnete Price keinem einzigen Volk, das sich ausschließlich von pflanzlicher Kost ernährte.

Im Schweizer Lötschental mit seiner landwirtschaftlichen Tradition waren Fleisch und Milchprodukte von außergewöhnlicher Qualität. Die Tiere grasten den kompletten Sommer über auf hochgelegenen Alpenwiesen. In den Wintermonaten fraßen sie grünes Heu, welches vor dem Winterbeginn geerntet wurde. Milch wurde als Rohmilch getrunken oder zu Butter und Käse verarbeitet. Fleisch aßen die Bergbauern etwa einmal pro Woche.

Price beschreibt die traditionelle Ernährung der Naturvölker ausführlich in seinem Buch. Ich habe sie in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.

Volksgruppe Ernährung
Schweizer Bergbauern (Lötschental) Milchprodukte von Weidetieren, Roggenbrot, gelegentlich Fleisch, Gemüse (frisch im Sommer, eingelagert im Winter)
Gälen (Hebriden) Hafer, Fisch (auch Fischleber) und Meeresfrüchte, Gemüse (frisch im Sommer, eingelagert im Winter)
Inuit in Alaska Lachs (frisch und geräuchert), Robbenfett, Seetang, Karibu, Nüsse, Beeren
Nordkanadische Indianer Wildtierfleisch (z. B. Elch, Karibu) inklusive Innereien, Fisch und Meeresfrüchte (in Küstenregionen)
Einwohner der südpazifischen Inseln Fisch- und Meeresfrüchte, Schweinefleisch, Früchte, Wurzeln (Taro)
Zentral- und Ostafrikaner Kuh- und Ziegenmilch- und -fleisch, Rinderblut (Nomaden), Wildtierfleisch, Wurzelgemüse, Früchte, Fisch (in Regionen mit Flüssen, Seen oder Küsten), Getreide (sesshafte Völker)
Aboriginies (Australien) Wildtierfleisch (z.B. Känguruh) Fisch und Meeresfrüchte, Seekuh (in Küstenregionen), verschiedene Pflanzen und Früchte
Maori (Neuseeland) Fisch und Meeresfrüchte, Seetang, Wurzeln
Indianer in Peru Fisch und Meeresfrüchte (in Küstenregionen), Wildfleisch (Lama, Alpaca), Meerschweinchen, Mais, Bohnen, Kürbis und andere (Feld-)Früchte

Die Einwanderer aus modernen Gesellschaften aßen dagegen überwiegend importierte Lebensmittel wie Weißmehlprodukte, Fleisch und Gemüse in Konservendosen, Süßigkeiten und pflanzliche Öle. Weil diese Lebensmittel über weite Strecken transportiert wurden, mussten sie lange haltbar sein. Entsprechend gering war der Anteil frischer Erzeugnisse. Besonders beliebt waren Weißbrot und zuckerhaltige Backwaren, die in großen Mengen konsumiert wurden.

Vitamine und Mineralstoffe im Vergleich

Price ließ Lebensmittelproben im Labor auf ihren Vitamin- und Mineralstoffgehalt untersuchen. Die nachfolgende Tabelle zeigt den durchschnittlichern Gehalt ausgewählter Nährstoffe in den traditionellen Lebensmitteln als Vielfache des Nährstoffgehalts der importierten Lebensmittel (Referenzwert = 1,0).

Ernährung der Völker Kalzium Phosphor Magnesium Eisen Vit. A,D,E,K
Importierte Lebensmittel 1,0 1,0 1,0 1,0 1,0
Schweizer Bergbauern 3,7 2,2 2,5 3,1 ≥ 10
Gälen 2,1 2,3 1,3 1,0 ≥ 10
Inuit 5,4 5,0 7,9 1,5 ≥ 10
Nordkanadische Indianer 5,8 5,8 4,3 2,7 ≥ 10
Südpazifik (Melanesier & Polynesier) ≥ 5,6 ≥ 6,4 ≥ 26,4 ≥ 18,6 ≥ 10
Afrikanische Viehhirten 7,5 8,2 19,1 16,6 ≥ 10
Afrikanische Ackerbauern 3,5 4,1 5,4 16,6 10.0
Aboriginies 4,6 6,2 17,0 50,6 ≥ 10
Maori 6,2 6,9 23,4 58,3 ≥ 10
Indianer in Peru (Küste) 6,6 5,5 13,6 5,1 ≥ 10
Indianer in Peru (Anden) 5,0 5,5 13,3 29,3 ≥ 10

Der Vergleich zeigt, dass die Nahrungsmittel der Ureinwohner ein Vielfaches mehr an Mineralstoffen enthielten als die importierten Lebensmittel. Eklatant ist der Unterscheid bei den fettlöslichen Vitaminen A, D, E und K. Von diesen nahmen die Ureinwohner durchschnittlich die 10-fache Menge auf.

Die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K

Der Körper benötigt Vitamin A unter anderem für den Aufbau von Haut, Schleimhäuten, Knochen, Bindegewebe und die Netzhaut der Augen. Vitamin D fördert den Aufbau und die Mineralisierung des Knochens und die Resorption von Kalzium und Phosphat in Darm und Nieren. Ein Vitamin D-Mangel führt daher häufig zu einem Mangel an Mineralstoffen. Vitamin E ist ein starkes, zellschützendes Antioxidans. Weil es die Spermienanzahl und -qualität steigert, gilt es als Fruchtbarkeitshormon. Zusammen mit den Vitaminen A und D stärkt es die Immunabwehr. Vitamin K ist wichtig für Knochenstoffwechsel und Blutgerinnung [2].

Vitamin A ist in großen Mengen in fettem Fisch, in Leber und in chlorophyllhaltigen Pflanzen und Algen enthalten. Auch die Milch von Kühen, die grünes Gras und Kräuter fressen, ist reich an Vitamin A. Der Vitamin A-Gehalt der Milch sinkt drastisch, wenn die Kühe stattdessen mit Kraftfutter aus Getreideresten gefüttert werden, wie es bei der modernen, ganzjährigen Stallhaltung der Fall ist.

Vitamin D ist hauptsächlich in fettreichen Fischsorten und im Fleisch von Weidetieren zu finden. Für die Ureinwohner Nordamerikas und der Hochgebirge waren sie in den Wintermonaten die einzige Vitamin D-Quelle. In den Sommermonaten und in Regionen mit ganzjährig intensiver Sonneneinstrahlung wandelt das UVB-Licht der Sonne die in der menschlichen Haut befindliche Cholesterin-Vorstufe 7-Dehydrocholesterin in Vitamin D3 um. Weil der Körper Vitamin D3 selbst herstellen kann, ist es genau genommen kein Vitamin, sondern ein Prohormon.

Vitamin E wird von photosynthetisch aktiven Organismen wie grünen Pflanzen gebildet und bei Säugetieren bevorzugt in der Leber gespeichert. Daher sind die Milch und insbesondere die Leber von Weidetieren auch sehr reich an Vitamin E. Auch fetter Fisch und Muscheln enthalten Vitamin E. Pflanzliche Quellen sind Samen, Nüsse und fette Früchte wie Avocado oder Sanddornfrucht.

Vitamin K kommt wie A und D auch in der Milch und den Organen von Weidetieren vor. Der Vitamin K-Gehalt sinkt, wenn die Tiere im Stall gehalten werden. Weitere Vitamin K-Lieferanten sind Eigelb, grüne Blattgemüse, Kohl und Avocado.

Schwangere und stillende Frauen haben einen besonders hohen Bedarf an fettlöslichen Vitaminen, da sie ihr Kind mitversorgen müssen. Kinder im Wachstum benötigen ebenfalls große Mengen an A, D, E und K, genauso wie Kranke und Menschen mit schweren Verwundungen für den Heilungsprozess.

Moderne Ernährung und die Folgen

Nachdem die importierten Produkte wie Weißmehl, Zucker und Konservenessen nach und nach auch Einzug in die Lebensgewohnheiten der Ureinwohner gefunden hatten, stellte Price auch bei diesen eine fortschreitende Degeneration fest. Neben Karies traten vermehrt Krankheiten wie Tuberkulose, Arthritis, Herzerkrankungen und andere Krankheiten, die zuvor nur in modernen Gesellschaften bekannt waren, bei den Ureinwohnern auf.

Besonders auffällig war, dass die Kinder derjenigen Ureinwohner, die ihre traditionelle Ernährung vor der Geburt aufgegeben hatten und stattdessen moderne Lebensmittel konsumierten, engere Zahnbögen und schmalere Gesichter hatten als ihre Eltern. Sie hatten zudem eine schwächere körperliche Konstitution und waren krankheitsanfällig. Da sich diese markanten Veränderungen innerhalb einer einzigen Generation vollzogen, ließen sie sich nicht mit Vererbung erklären. Als Grund vermutete Price die drastisch reduzierte Vitaminaufnahme der Eltern. Seine These untermauerte er durch zahlreiche Studien an Tieren.

Vitaminmangel in Tierstudien

Price zitiert in seinem Buch Studien zu den Auswirkungen von pränatalem und postnatalem Vitaminmangel bei Tieren und deren Reproduktionsfähigkeit.

So führt ein Vitamin A-Mangel bei Hunden zu einer unvollständigen Entwicklung der Ganglien, Hörorgane und des Gleichgewichtssinns ihrer Welpen. In einigen Fällen wurden Hunde sogar ganz ohne Hörnerv geboren [3].

Bei Ratten verlängerte der Vitamin A-Mangel die Tragezeit von 23 Tagen auf bis zu 26 Tage. Die Geburten waren schwer, zogen sich bis zu 48 Stunden und endeten nicht selten mit dem Tod des Muttertiers und ihrer Jungen [4]. Ähnlich schwere Auswirkungen hatte ein Mangel an Vitamin E. Die Tragezeit der Ratten verlängerte sich um bis zu 10 Tage. Die Jungtiere blieben trotz mengenmäßig ausreichender Muttermilchzufuhr unterentwickelt oder wurden extrem fett bei gleichzeitiger Beinschwäche und Spasmen. Die Symptome ähnelten denen einer Hypophyseninsuffienz.

Auf einer Farm in Beltsville wurden sechs Kälber geboren, von denen drei blind waren, eines war unfähig aufzustehen und verstarb kurz nach der Geburt und zwei waren Totgeburten. Es stellte sich heraus, dass die Mutterkühe mit braunem Heu gefüttert worden waren, das so wenig Vitamin A enthielt, dass sich ihre ungeborenen Kälber nicht gesund entwickeln konnten. Testweise wurden drei gesunde Kälber mit der Milch dieser Kühe gefüttert. Sie alle starben innerhalb weniger Wochen an Mangelernährung [5].

Vitamin A-Mangel in Tierstudien
Durch Vitamin A-Mangel bedingte Fehlbildungen bei Jungtieren links oben: Ferkel ohne Augäpfel und mit diversen Fehlbildungen links unten: (A) normal entwickeltes Auge eines neun Monate alten Ferkels, (B) unvollständig entwickelter Aufapfel und Augennerv bei Vitamin A-Mangel rechts oben: Hundewelpe und Ferkel mit Lippen-Gaumenspalte rechts unten: blinde Lämmer, davon eines mit Klumpfuß

Erhielten männliche und/oder weibliche Schweine vor der Fortpflanzung zu wenig Vitamin A, waren die Jungen blind oder hatten keine Augäpfel (Abbildung oben). Nachdem die Generation blinder Schweine jedoch mit vitaminreicher Nahrung gefüttert worden war, produzierten sie gesunde Jungtiere [6].

Neben Augendefekten sind Fehlbildungen wie Lippen- und Gaumenspalten, Klumpfüße und fehlplatzierte Organe bei Jungtieren charakteristisch für einen Vitamin A-Mangel der Eltern. Ein bei Schafen häufig beobachtetes Symptom ist ein unterentwickelter Oberkiefer oder Unterkiefer – also dasselbe Phänomen, das Price bei den Menschenkindern beobachtete.

Vitaminmangel bei Menschen

Die traditionell lebenden Ureinwohner achteten sehr stark auf die Ernährung ihrer Frauen und Kinder. Laut Price bekamen schwangere und stillende Massai-Frauen und Kinder täglich frisches, vitaminreiches Blut zu trinken. Bei den Inuit lieferten Fischeier wichtige Nährstoffe für die Reproduktion und das Wachstum. Die Frauen gebärten ihre Kinder in der Regel schnell und problemlos. Ihre Kinder hatten gut entwickelte Gesichtsknochen mit perfekten Zahnbögen und geraden Zähnen.

Mit dem Konsum importierter Lebensmittel stieg die Zahl der schweren Geburten und Geburtskomplikationen bei den Ureinwohnerinnen. Einige Frauen verloren durch die Schwangerschaften Zähne. Die Gesichtsstrukturen der Kinder veränderten sich im Vergleich zur Elterngeneration. Ihre Gesichter wurden schmaler und länger, ihre Zahnbögen kleiner. Häufig waren der Oberkiefer oder der Unterkiefer zu klein, so dass die Zähne schief herauswuchsen. Wie die nachfolgenden Bilder aus Alaska, Afrika und Neuseeland belegen, waren die negativen Auswirkungen unabhängig von Hautfarbe, Ort, Temperatur oder Klima.

Vergleich Zaehne und Kiefer Inuit
Links: Vier traditionell ernährte Inuit in Alaska mit weiten Zahnbögen und gerade Zähnen. Die Frau oben links hatte sich einen Zahn bei einem Unfall abgebrochen. Rechts: Vier Kinder von Inuit-Eltern, die ihre traditionelle Ernährung vor der Schwangerschaft aufgegeben hatten. (Aufnahme aus den 1930er Jahren ohne genaue Datierung)
Vergleich Zaehne und Kiefer Afrikaner
Links: Zähne und Kiefer traditionell lebender Afrikaner rechts: Zähne und Kiefer von Kindern, deren Eltern sich von importierten Lebensmitteln ernährten. (Aufnahme aus den 1930er Jahren ohne genaue Datierung)
Vergleich Zaehne und Kiefer Maori
Links: Zähne und Kiefer traditionell lebender Maori rechts: Zähne und Kiefer von Maori-Kindern von Eltern mit moderner Ernährung. (Aufnahme aus den 1930er Jahren ohne genaue Datierung)

In Familien mit mehreren Kindern nahm der Schweregrad der Fehlentwicklungen mit der Geburtenreihenfolge zu, sofern die Eltern in der Zwischenzeit nicht zu ihrer traditionellen Ernährungsweise zurückgekehrt waren.

Änderungen von Gesicht und Körperbau
Änderungen von Gesicht und Körperbau bei Geschwistern (Aufnahme aus den 1930er Jahren ohne genaue Datierung)

Dieses Phänomen ist bei den drei Geschwistern von den nordaustralischen Inseln im Bild links zu sehen. Die jüngere Schwester in der Mitte hat nicht nur ein längeres und schmaleres Gesicht als ihre ältere Schwester sondern auch schmalere Hüften – was bei vielen Frauen eine Ursache von Geburtskomplikationen ist. Das Gesicht des kleinen Bruders ganz links ist noch etwas länger als das der mittleren Schwester.

In einigen der kinderreichen Familien, die Price besuchte, traten bei später geborenen Geschwistern auch Lippen- und Gaumenspalten sowie Klumpfüße auf. Solche schweren Fehlbildungen lassen sich durch die fortschreitende Auszehrung aufgrund der vorangegangenen Geburten und die erschöpften Vitaminreserven der mangelernährten Eltern erklären. Die Auswirkungen des elternlichen Vitaminmangels auf die Physiognomie der Kinder waren umso gravierender, je kürzer die Abstände zwischen den Geburten waren.

Nutrition and Physical Degeneration im 21. Jahrhundert

Kritiker unterstellen Weston A. Price eine klischeehafte Verherrlichung des “edlen Wilden” und werfen ihm vor, die niedrige Lebenserwartung und hohe Kindersterblichkeit der traditionellen Ureinwohner ignoriert zu haben [7]. Allerdings erwähnt Price in seinem Buch an mehreren Stellen die gute Gesundheit und außergewöhnliche Fitness der alten Menschen: “Many primitive peoples not only retain all of their teeth, many of them to an old age, but also have a healthy flesh supporting these teeth.” Über die Maori schreibt er “… these people maintain excellent figures to old age.” Die Menschen erreichten also offenbar ein respektables Alter.

Angesichts der Statistiken über Zahnfehlstellungen und Mundatmung in unserer modernen Gesellschaft (siehe Der degenerierte Kiefer) scheinen Prices Erkenntnisse heute relevant wie eh und je. Aber wieso sollte bei uns ein Vitaminmangel herrschen, wo doch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) und so ziemlich alle Mainstream-Medien das Gegenteil behaupten?

In ihrer Stellungnahme zur Vitaminversorgung in Deutschland [8] relativiert die DGE ihre eigene Aussage: “Eine exakte Beurteilung des Versorgungszustandes […] einzelner Personen mit Vitaminen und anderen Nährstoffen ist auf Basis der Referenzwerte nicht möglich”. Noch interessanter wird es hier: “Zur Unsicherheit tragen weiterhin unterschiedliche Anbau- und Fütterungsbedingungen sowie unterschiedliche Gehalte verschiedener Sorten eines Lebensmittels und ungewisse Verluste von Nährstoffen bei der Lebensmittellagerung und -verarbeitung bei …”

Wie wir in den Tierstudien gesehen haben, führt die nicht-artgerechte Fütterung von Tieren sogar zu ganz dramatischen Vitaminverlusten. Man kann sich also ausmalen, wie es um den Nährstoffgehalt von Fleisch, Fisch und Milch aus Massentierhaltung bestellt ist. Wegen der Monokulturen und dem massenhaften Einsatz von Dünger und Pestiziden sinken auch der Vitamin- und Mineralstoffgehalt von Gemüse, Getreide und Obst [9]. Hinzu kommt die Vorliebe vieler Menschen für Fertiggerichte, Fast Food und Restaurantessen. Man darf also getrost davon ausgehen, dass vor allem schwangere Frauen und Kinder nicht ausreichend mit Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt sind.

Selbst viele Ärzte unterschätzen die Bedeutung der Vitaminversorgung. Sie lehnen Nahrungsergänzungsmittel ab, weil sie den Aussagen der DGE glauben und die Einnahme für gefährlich halten. Dabei macht auch hier die Dosis das Gift. Bei Vitamin D findet endlich ein Umdenken statt, nachdem die Erkenntnis von der Mangelversorgung in Deutschland sogar die DGE erreicht hat [10].

Wenn Du für Dich und Deine Kinder das Beste tun willst, dann verlasse Dich nicht blind auf die Aussagen anderer, sondern recherchiere selbst. Das Buch von Weston A. Price kannst Du kostenlos bei Project Gutenberg Australia lesen. Weitere Informationen und Literaturempfehlungen findest Du hier auf Intelligent Gesund.

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Quellen

  1. Weston A. Price. Nutrition and physical degeneration. Herausgeber: Price-Pottenger Nutrition Foundation; 8th Edition (30. November 2008) Buch*
  2. https://www.amboss.com/de/wissen/Vitamine
  3. Mellanby E. The experimental production of deafness in young animals by diet. J Physiol. 1938;94(3):380-398
  4. MASON KEFoetal death, prolonged gestation, and difficult parturition in the rat as a result of vitamin A deficiency.Am J Anat571935303349
  5. MEIGS, E. B. and CONVERSE, H. T. Some effects of different kinds of hay in the ration on the performance of dairy cows. J. Dairy Sci., 16:317, 1933.
  6. HALE, F. The relation of maternal vitamin A deficiency to microphthalmia in pigs. Texas S. J. Med., 33:228, 1937
  7. https://quackwatch.org/related/holisticdent/
  8. Bechthold A, Albrecht V, Leschik-Bonnet E, Heseker H. Beurteilung der Vitaminversorgung in Deutschland. Teil 1: Daten zur Vitaminzufuhr. Ernährungs Umschau 59 (2012) 324-336 und Teil 2: Kritische Vitamine und Vitaminzufuhr in besonderen Lebenssituationen. Ernährungs Umschau 59 (2012) S. 396–401
  9. Lado, Luis. (2009). Addressing soil degradation in EU agriculture: relevant processes, practices and policies.
  10. https://www.n-tv.de/wissen/Vitamin-D-wird-unterschaetzt-article10363896.html

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