Bekommst Du Deine Verdauungsbeschwerden nicht in den Griff, obwohl Du auf Deine Ernährung achtest? Hast Du ständig Hunger und schaffst es nicht, abzunehmen? Leidest Du an Erschöpfung, Schlaflosigkeit, unerklärlichen Muskelschmerzen, Panikattacken, Niedergeschlagenheit oder ständigen Infekten? Wurde bei Dir eine Histaminintoleranz oder ein Mangel an Histamin festgestellt?

Dann gehörst Du vielleicht zu den Menschen mit einer Aufbau- und/oder Abbaustörung des roten Blutfarbstoffs – dem Häm. Bei dieser Stoffwechselkrankheit kommt es zu einem Anstieg von Pyrrolen im Blut, die anschließend über die Niere ausgeschieden werden. Die Krankheit wird deshalb als Pyrrolurie bezeichnet.

Die Stoffwechselstörung kann angeboren oder später im Leben erworben sein. Sie kann nach einer Belastungssituation wie Stress, Verletzung, Infektion oder Vergiftung auftreten oder sich durch diese verschlimmern. Ihre Ursachen liegen in der zellulären Energieversorgung. Die Pyrrolurie wurde erstmals in den 1960er Jahren vom kanadischen Biochemiker und Psychiater Abram Hoffer beschrieben, wird aber von vielen Schulmedizinern bis heute nicht ernstgenommen.

In diesem Artikel habe ich die wichtigsten Informationen über die Stoffwechselkrankheit zusammengetragen. Mir persönlich haben diese Erkenntnisse extrem geholfen, weil ich viele Symptome bei mir selbst erkannt habe. Wie ich mir einfach und kostengünstig selbst helfen konnte, erfährst Du im letzten Abschnitt.

Der Häm-Stoffwechsel

Die Ausgangsprodukte der Häm-Synthese sind die Aminosäure Glycin und eine chemische Verbindung mit dem Namen Succiniyl-CoA. Aus beiden Substraten wird in sieben Reaktionsschritten und mithilfe zahlreicher Enzyme im Zytoplasma und in den Mitochondrien das Häm gebildet [1]. In Schritt 3 entsteht Pyrrol [2] – eine ringförmige Verbindung mit der chemischen Formel C4H5N (Abb. unten). Das fertige Häm besteht aus einer Ringstruktur aus vier Pyrrolen und einem Metallion in der Mitte (Fe2+ beim Hämoglobin).

Chemische Struktur Pyrrol
Chemische Struktur des Pyrrols (verschiedene Strukturformel-Schreibweisen) Quelle: anonym, Pyrrole chemical structure, CC BY-SA 3.0

Verbrauchtes oder nicht mehr benötigtes Häm wird in zwei Reaktionsschritten enzymatisch zu Bilirubin abgebaut und anschließend zur Leber transportiert. Dort wird das pyrrolhaltige Bilirubin in die Galle abgegeben und zu etwa 80 % mit dem Stuhl ausgeschieden. Die restlichen 20 % werden im Enterohepathischen Kreislauf wiederverwendet. Nur ein sehr kleiner Anteil des Bilirubins wird über die Nieren ausgeschieden, weshalb der Urin eine gelbe Farbe hat [3].

Hämabbau
Abbau des roten Häms (links) zum grünen Biliverdin (mitte) und zum orange-roten Bilirubin (links) Quelle: Yikrazuul, Degradation Heme b, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Etwa zehn Prozent aller Menschen haben einen oder mehrere Enzymdefekte im Häm-Stoffwechsel [4*]. Bei den Betroffenen können sich nicht metabolisierte Pyrrolringe im Blut und in bestimmten Organen anreichern. Außer in den roten Blutkörperchen (Hämoglobin) kommt Häm nämlich auch im Muskel (Myoglobin) oder im Entgiftungssystem der Leber (Zytochrom P450) vor. Die Symptome sind abhängig davon, wo der Enzymdefekt auftritt und wie viele Enzyme betroffen sind. Die häufigsten Krankheitsbilder sind die HPU und die KPU.

HPU

Die Hämopyrrollaktamurie – kurz HPU — ist eine Hämaufbau-Störung, bei der der Molekülkomplex Hydroxy-Hämopyrrol-Pyridoxal-5-Phosphat-Zink-Chelat (HPL) entsteht, der bei betroffenen Personen im Urin nachgewiesen werden kann.

Der Fehler in der Häm-Synthese passiert zwischen Reaktionsschritt 4 und 5. Dort entsteht aufgrund eines Enzymdefekts Koproporphyrinogen (Kopro) I anstelle von Kopro III. Aufgrund seiner “falschen” Molekülstruktur kann Kopro I nicht mehr weiter in Häm metabolisiert werden. Als einziger Ausweg aus dieser metabolischen Sackgasse bleibt nur noch der Umbau in HPL und die Entsorgung über den Urin.

KPU

Die Kryptopyrrolurie – KPU – zeigt sich als unpysiologisch hoher Gehalt an 2,4-Dimethyl-3-Ethylpyrrol (Kryptopyrrol) im Urin.

Über die genaue Herkunft des Kryptopyrrols gibt es widersprüchliche Angaben: Es kann beim Hämaufbau zwischen Reaktionsschritt 2 und 3 entstehen, wenn anstelle von Porphobilinogen ein anderes Molekül erzeugt wird. Weil letzteres nicht weiter verwertet werden kann, muss es vom Organimus als KPU entsorgt werden [4*]. Andere Quellen sagen aus, dass bei der KPU die Häm-Synthese reibungslos verläuft und nur der Abbau des Häms gestört ist [5]. Unabhängig von der Ursache werden in beiden Fällen große Mengen Kryptopyrrol über die Nieren ausgeschieden.

Folgen der Pyrrolurie

Nicht metabolisierte Pyrrole und Pyrrolringe (Porphyrine) können sich im Gewebe anreichern und toxisch auf Nervensystem und Haut wirken. Die Hauptsymptome sind eine hohe Lichtempfindlichkeit im violetten Lichtspektrum (400 nm), Bauchschmerzen, eine gestörte Darmmotilität (Verstopfung), Muskelschwäche und starkes Schwitzen. In schweren Fällen kann es zu Atemstörungen, Angstzuständen und Depressionen kommen [4*]. Im Muskelgewebe eingelagerte Pyrrole können Gliederschmerzen verursachen, die einer Fibromyalgie ähneln [6].

Weil Pyrrole nicht wasserlöslich sind, bilden sie mit Vitamin B6, Zink und Mangan einen Komplex, der über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden wird. Dabei entziehen die Pyrrole dem Körper große Mengen an Vitamin B6, Zink und in geringerem Ausmaß Mangan. Das so entstandende Vitalstoffdefizit kann nicht mit der Ernährung ausgeglichen werden. Weil der Organismus ohne die drei Substanzen nicht richtig funktionieren kann, kommt es infolge des Mangels zu teilweise gravierenden körperlichen und psychischen Beschwerden:

Vitamin B6-Mangel

Vitamin B6 ist die Sammelbezeichnung für die biologisch gleichwertigen Substanzen Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin. Über den Blutweg gelangen sie in verschiedene Gewebe, wo sie in die aktivierte Form Pyridoxal-5-Phosphat überführt werden. Vitamin B6 ist Bestandteil vieler Botenstoffe und triggert als Katalysator (Coenzym) etwa 100 enzymatische Reaktionen, überwiegend im Aminosäurestoffwechsel [7]. Seine Funktionen sind so umfangreich, dass die nachfolgenden Mangelsymptome nur eine Auswahl darstellen [8]:

  • Akne, Dermatitis, Einrisse in den Mundwinkeln, schuppende Hautausschläge (im Gesicht und auf der Kopfhaut)
  • Lichtempfindlichkeit
  • Magen-Darm-Probleme (Appetitverlust, Durchfall, Erbrechen)
  • Müdigkeit
  • Infektanfälligkeit
  • Wachstumsstörungen
  • Anämie (Blutarmut)
  • bei Frauen verstärkte Menstruationsbeschwerden
  • Angstörungen, Depression
  • Schlafstörungen
  • Muskelzuckungen, Funktionsstörungen der Nerven
  • Störungen im Mineralstoffhaushalt (Eisen, Kalzium oder Magnesium)

Vitamin B6 hat zudem einen Einfluss auf das endokrine System der Steroidhormone. Im Tierversuch ließ ein Vitamin B6-Mangel die Zahl der Steroidhormonrezeptoren im Uterus beziehungsweise in der Prostata von Ratten ansteigen [9]. Möglicherweise ist es auch ein Einflussfaktor der androgenetischen Alopezie.

Zink-Mangel

Das Spurenelement Zink ist Baustein und Aktivator vieler Botenstoffe und an der Produktion zahlreicher Enzyme beteiligt. Zink spielt eine wichtige Rolle bei der Zellteilung, der Wundheilung und der Immunabwehr. Mangelerscheinungen sind unter anderem [10]:

  • gestörte Wundheilung, trockene Haut, Dermatitis, Fußpilz
  • Magen-Darm-Probleme (Appetitverlust, Durchfall)
  • Schleimhautveränderungen (Zahnfleisch, Magen- und Darmschleimhaut)
  • Haarausfall
  • Wachstumsverzögerungen
  • Infektanfälligkeit
  • Störungen im Nervensystem

Zink wirkt synergistisch mit verschiedenen Mineralstoffen und Vitaminen. Ein Mangel an Zink kann zum Beispiel auch den Magnesium- und Vitamin-A-Stoffwechsel beeinträchtigen.

Mangan-Mangel

Der Körper benötigt Mangan für den Kollagenaufbau im Bindegewebe und im Knochengerüst. Außerdem ist das Spurenelement Bestandteil und Aktivator von mehr als 60 Enzymen. Häufige Mangelsymptome sind [11]:

  • Blutgerinnungsstörungen
  • Störungen der Bindegewebsstruktur (Hypermobilität)
  • Frühes Ergrauen der Haare
  • Störung der Nervenreizübertragung auf Muskelzellen
  • Reduzierte Produktion von Sexualhormonen
  • Wachstumsverzögerungen
  • verminderte Antikörperbildung und Immunschwäche
  • gestörte Spermienbildung
  • Epilepsie

In Deutschland ist ein Mangan-Mangel selten. Ein gesunder Mensch nimmt mit der Ernährung durchschnittlich mehr als das Doppelte seines Tagesbedarfs auf [12]. Dagegen können Pyrroliker ihren Mangan-Bedarf nur mit der Ernährung oft nicht abdecken – zumal sie von ihrer Erkrankung häufig gar nichts wissen.

Symptome

Die Pyrrolurie zeichnet sich durch eine große Bandbreite unspezifischer Symptome aus. Betroffene leiden an diversen körperlichen Beschwerden und/oder zeigen ein auffälliges Verhalten. Sie können nur schlecht mit physischem oder emotionalem Stress umgehen und ziehen sich sozial zurück. Von Pyrrolurie betroffene Kinder sind oft verhaltensauffällig, gelten als lernbehindert und/oder sind in ihrer Entwicklung verzögert. Hohe Pyrrolkonzentrationen werden im Urin von Kindern mit Down-Syndrom, Autismus und/oder ADHS gemessen [13].

Viele Ärzte erkennen das Stoffwechselproblem nicht, sondern sehen nur “psychosomatische Beschwerden”. Nicht selten werden Pyrroliker als Hypochonder abgestempelt. Obwohl ein einfacher Urintest Klarheit bringen würde, leiden Betroffene oft jahrzehntelang unter Missachtung oder falscher Behandlung. Wie sich Pyrrolurie auf den Körper und die Psyche auswirken kann, zeigen die nachfolgenden Beispiele. Nicht selten ist die Pyrrolurie “heimliche” (Mit-)Ursache anderer Krankheiten wie Histaminintoleranz oder Hashimoto-Thyreoiditis.

Heißhunger und Energiemangel

Vitamin B6 ist ein bedeutender Cofaktor sowohl für die Freisetzung von Glukose aus den Glykogenspeichern als auch für die Bildung von Glukose aus Aminosäuren (Glukoneogenese) [14]. Wegen ihres Vitamin-B6-Mangels leiden Pyrroliker oft unter Blutzuckerabfällen und Heißhungerattacken – teilweise mit Zittern, Übelkeit und Schwindel. Wegen der Unterzuckerung schüttet der Körper vermehrt Stresshormone aus.

Heisshunger

Aus einem Zinkmangel folgt meist eine Schilddrüsenunterfunktion, denn Zink ist notwendig für die enzymatische Umwandlung von T4 zu T3. Weil ein T3-Mangel wiederum die Zinkaufnahme im Darm verschlechtert, entsteht ein Teufelskreis [15]. Des Weiteren wird Zink benötigt, damit T3 sich mit dem T3-Rezeptor einer Zelle verbinden kann. Deshalb normalisiert sich bei zu wenig Zink die Schilddrüsenfunktion selbst dann nicht, wenn T3 medikamentös zugeführt wird. Typische Symptome der Schilddrüsenunterfunktion sind Frieren, Verdauungsstörungen, ständige Müdigkeit, Übergewicht oder/und Herzrhythmusstörungen.

Fehlen dem Körper Zink und Mangan, sinkt die Zahl der antioxidativen Enzyme Cu/Zn-Superoxiddismutase und Mn-Superoxiddismutase in den Mitochondrien. Sauerstoffradikale können nicht mehr deaktiviert werden und machen sich durch eine vermehrte Lipidperoxidation und entsprechende Zellschäden bemerkbar. Es kommt zu Funktionsstörungen mit einer verminderten Energieproduktion. Die sportliche Leistungsfähigkeit der Betroffenen ist stark beeinträchtigt und sie leiden häufiger unter Gelenkschmerzen und verletzungsbedingten Beschwerden. Auch der Alterungsprozess beschleunigt sich.

Histaminintoleranz

Menschen mit Pyrrolurie zeigen oft abnorme Histamin-Spiegel. So haben etwa 40 bis 50 % der Pyrroliker einen Histamin-Mangel, während ungefähr zehn Prozent zuviel Histamin im Blut aufweisen [4*]. Dieses widersprüchliche Phänomen lässt sich durch den Einfluss von Vitamin B6 und Zink auf den enzymatischen Histamin-Aufbau und Histamin-Abbau im Körper erklären:

Vitamin B6-Mangel ⟶ geringe Histamin-Produktion

Fehlt Vitamin B6 als Cofaktor der Histamin-Synthese, produziert der Körper zu wenig endogenes Histamin aus der Aminosäure Histidin. Die Folge ist ein Histamin-Mangel (Histapenie), beispielsweise in den histaminergen Neuronen des Gehirns oder in den ECL-Zellen der Magenschleimhaut.

Zink-Mangel ⟶ schneller Histamin-Abbau

Diaminoxidase ist kupferhaltig. Je höher der Kupfer-Spiegel, desto schneller wird extrazelluläres Histamin zu Imidazol-4-yl-Acetaldehyd abgebaut. Weil Zink und Kupfer Gegenspieler sind, lässt ein Zink-Mangel den Kupferspiegel ansteigen [4*]. Daher führt Zink-Mangel zu Histamin-Mangel.

Vitamin B6-Mangel ⟶ langsamer Histamin-Abbau

Der Vitamin B6-Mangel hat den gegenteiligen Effekt, denn Vitamin B6 ist Cofaktor der Diaminoxidase. Fehlt Vitamin B6, ist die Enzymaktivität herabgesetzt und extrazelluläres Histamin wird zu langsam abgebaut. Meistens ist auch die Aktivität der HNMT beeinträchtigt [16]. HNMT entgiftet intrazelluläres Histamin durch Methylierung in das biologisch inaktive N-Methylhistamin. Bei einer Untermethylierung können sich Histamin und andere Schadstoffe (Schwermetalle) im Körper anreichern. Es entsteht ein Histamin-Überschuss (Histadelie).

Je nachdem welcher Effekt überwiegt, können Pyrroliker also einen Histamin-Mangel oder einen Histamin-Überschuss haben. Letztere zeigen die typischen Symptome der Histaminintoleranz. Allerdings können gerade auch Menschen mit chronisch niedrigem Histamin-Spiegel überempfindlich auf Histamin reagieren. Bei ihnen löst schon ein geringer Histaminanstieg HI-Symptome wie Kopfschmerzen oder Hautreaktionen aus [4*].

Bei beiden Gruppen kann die Behandlung der Pyrrolurie die histaminbedingten Beschwerden reduzieren und überaktive Mastzellen stabilisieren [17].

Schlafstörungen

Schlaflosigkeit

Vitamin B6 ist Coenzym des Enzyms Aromatische-L-Aminosäure-Decarboxylase und als solches an der Synthese der Neurotransmitter Serotonin und Gamma-Aminobuttersäure (GABA) beteiligt. Diese sind essentiell für den Schlaf und die Regelung des Schlaf-Wach-Rhythmus: Serotonin ist die Vorstufe des schlaffördernden Hormons Melatonin, das müde macht und einen erholsamen Schlaf fördert. GABA wirkt im Gehirn beruhigend und ebenfalls schlaffördernd.

Serotonin wird aus der Aminosäure Tryptophan gebildet. Bei einem Vitamin B6-Mangel wird die Umwandlung der Serotoninvorstufe 5-Hydroxy-Tryptophan zu Tryptophan zum limitierenden Faktor (“Rate-limiting step”) der Serotoninproduktion [18]. Entsprechend sinkt auch die Melatoninproduktion. Weil der Melatoninspiegel am Abend nur sehr langsam ansteigt, leiden viele Pyrroliker unter dem verzögerten Schlafphasensyndrom, bei dem sich die Einschlafphase in die frühen Morgenstunden verschiebt.

GABA wird mit Hilfe von Vitamin B6 in den GABA-ergen Neuronen des Gehirns hergestellt. Fehlt Vitamin B6, wird zu wenig GABA produziert. Auch das Serotonin spielt eine Rolle: Weil es die GABA-Synthese stimuliert und gleichzeitig die GABA-Rezeptoraffinität erhöht, beeinträchtig ein Serotonin-Mangel nicht nur die Produktion von GABA sondern auch dessen Wirksamkeit!

Pyrroliker sind vom Mangel beider Neurotransmitter betroffen. Sie leiden unter Schlafstörungen und teilweise extremer Schlaflosigkeit. Weil GABA-Mangel auch Ängstlichkeit und Panikattacken fördert, nehmen Betroffene nicht selten dauerhaft starke Schlafmittel, Beruhigungsmittel oder Anti-Depressiva ein [19].

Schlechtes Haarwachstum und Haarausfall

Vitamin B6 fördert das Haarwachstum, indem es den Stoffwechsel der im Haar enthaltenen Proteine Keratin und Melanin in den Haarfollikeln ankurbelt [20]. Pyrroliker haben deshalb oft dünnes, brüchiges Haar, das wegen der gestörten Melanin-Synthese früh ergraut. Zink ist ein wesentlicher Baustein der Haarsubstanz und spielt ebenfalls eine Rolle bei der Bildung von Kreatin und Kollagen. Ein Zink-Mangel lässt die Haare dünn und brüchig werden.

Androgenetische Alopezie

Haarausfall

Vitamin B6 bindet sich unter anderem an die Steroid-Rezeptoren in der Kopfhaut und blockiert so die Bildung von Dihydrotestostern (DHT), das als Auslöser des erblich bedingten Haarausfalls gilt [14,20]. Fehlt dem Körper Vitamin B6, nimmt die Zahl der Steroid-Rezeptoren in den betroffenen Geweben zu – es wird mehr DHT produziert und der androgentische Haarausfall beschleunigt sich [9].

In einer In-Vitro-Studie reduzierten Vitamin B6 und Zink unabhängig voneinander die enzymatische Aktivität des Enzyms 5-Alpha-Reduktase, wobei Vitamin B6 die Wirkung von Zink verstärkte. In Kombination mit Azelainsäure sank die Enzymaktivität sogar um 90 % [21]. Die DHT-Hypothese des erblich bedingten Haarausfalls ist allerdings umstritten, da sie einige Widersprüche enhält.

Zweifelsfrei belegt ist dagegen die Wirkung von Zink als nicht-androgenetischem Faktor für gesundes Haarwachstum und volles Haar. Typischerweise werden bei Männern mit erblich bedingtem Haarausfall niedrige Zink-Spiegel und teilweise auch niedrige Mangan-Spiegel nachgewiesen [22]. Pyrroliker neigen daher zu Haarausfall und Glatzenbildung.

HPU und die Mitochondrien: The Big Picture

Es gibt Hinweise, dass die HPU das Begleitsymptom einer Multisystemerkankung ist, der sogenannten Mitochondriopathie. Dabei handelt es sich um eine Störung der zellulären Energieerzeugung mit einer Überproduktion von Stickstoffradikalen (NO). Dieser Zustand wird als Nitrosativer Stress bezeichnet.

Stickstoffmonoxid wird durch die vereinfacht dargestellte Reaktion

L-Arginin + Sauerstoff ⟶ NO + Citrullin

gebildet. Für diese Reaktion wird das Enzym NO-Synthase (NOS) benötigt. Mitochondrien haben ihr eigenes NOS (mtNOS), das Enzym kann aber auch von außen durch die zellulären Membranen in die Mitochondrien eindringen. Die Reaktion dient der Regulation des Sauerstoffverbrauchs in der Atmungskette – konkret handelt es um eine Kurzschlussreaktion des Harnstoffzyklus [23,24].

Wenn die Stickstoffradikale nicht mehr durch Antioxidantien neutralisiert werden können – z. B. bei anhaltenden Infektionen, chronischen Giftbelastungen oder körperlichem/psychischem Dauerstress – beschädigen sie die Mitochondrien. Diese können dann nicht mehr ausreichend Energie produzieren und werden selbst zu Radikalbomben. Die Folgen sind [25]:

  • Es entsteht ein chronisches Energiedefizit. Betroffene sind ständig müde und erschöpft und unfähig zu längeren Konzentrationsleistungen.
  • Es kommt zu Störungen und Defekten in den Mitochondrien. Mögliche Folgen sind die Blockade eisenhaltiger Enzyme und/oder Störungen in der Häm-Synthese (Die HPU entsteht.)
  • Die Aminosäure Citrullin bindet sich an körpereigene Eiweiße und bildet mit diesen Komplexe, die vom Immunsystem als Antigene identifiziert und angegriffen werden. So kommt es beispielsweise zu chronischen Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden und Gelenkrheumatismus.
  • Stickstoffmonoxid bildet mit Superoxid (O2) das hochaggressive Radikal Peroxinitrit. Letzteres führt zur Oxidation von Aminosäuren und in der Folge zu Autoimmunreaktionen und chronischen Entzündungsprozessen. Peroxinitrit und nitrosierte Aminosäuren sind bei Krankheiten wie Atherosklerose, Hashimoto-Thyreoiditis und Multiple Sklerose nachweisbar.

Ein Fachmann auf dem Gebiet der Mitochondriopathie ist der Mediziner Dr. med. Kuklinski. Laut ihm kann der nitrosative Stress und seine Folgekrankheiten wie HPU auch durch eine Instabilität der Halswirbelsäule ausgelöst werden. Dr. Kuklinski hat in seiner Praxisarbeit festgestellt, dass Patienten mit HWS-Syndrom gleichzeitig an einem ausgeprägten Vitamin B6- und Zink-Mangel leiden.

Meine Erfahrungen

Im letzten Jahr hatte ich ständig Albträume, aus denen ich voller Panik aufwachte. Antihistaminika brachten mir keine Verbesserung. In einer dieser Nächte stand ich auf und recherchierte nach den Ursachen für Albträume. Ich stieß auf diesen Artikel. Arvin Khamseh schreibt dort, dass er seine Albträume mit 250 mg Vitamin B6 und 15 mg Zink am Tag loswurde.

Am nächten Tag besorgte ich beides in der Apotheke und begann sofort mit der Einnahme. Die Albträume hörten sofort auf und kamen nicht mehr zurück. Ich verschlang Internetartikel, Veröffentlichungen und Bücher über Pyrrolurie und war fassungslos, weil ich nie zuvor von der Krankheit gehört hatte.

Mittlerweile sind vier Monate vergangen und ich kann ein sehr erfreuliches (Zwischen-)Fazit ziehen:

  • Ich bin wesentlich entspannter und komme am Abend auch ohne Antihistaminikum leichter zur Ruhe. Zur Info: Ich habe Histaminintoleranz und leide schon mein ganzes Leben an massiven Schlafstörungen.
  • Ich habe kaum noch Blähungen oder Verstopfung.
  • Meine Haare sind dicker und glänzender geworden – ich wurde neulich sogar darauf angesprochen
  • Ich war seitdem nicht mehr erkältet, obwohl ich sonst drei bis vier grippale Infekte pro Jahr bekomme.
  • Ich fühle mich sportlich leistungsfähiger. Weil wegen des Corona-Lockdowns mein Fitnessstudio geschlossen ist, kann ich das im Moment aber leider nicht an schweren Gewichten austesten.
  • Meine Histaminintoleranz ist noch da, ich bilde mir aber ein, dass ich etwas weniger empfindlich auf Nahrungshistamin reagiere.

Übrigens habe ich den Urintest bis heute nicht gemacht. Ich habe auf gut Glück Vitamin B6 und Zink genommen und die Dosis langsam gesteigert.

Dieses Vorgehen möchte ich Dir aber ausdrücklich nicht empfehlen!

Wenn Du bei Dir oder Deinem Kind eine Pyrrolurie vermutest, dann solltest Du mit einem gut informierten Arzt oder Heilpraktiker über die weiteren Schritte sprechen. Vitamin B6 kann in hohen Dosen schädlich sein und zu viel Zink führt zu einem Kupfermangel.

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Quellen

  1. https://www.amboss.com/de/wissen/Hämoglobin
  2. Wikipedia – Porphobilinogen
  3. Wikipedia – Bilirubin
  4. Strienz J. KPU Kryptopyrrolurie: Verstehen - Ursachen behandeln - Beschwerdferei leben: Ein Ratgeber für Patienten. Herausgeber: Zuckschwerdt Buch*
  5. https://www.keac.nl/hpu/hpu-ist-kein-kpu/?lang=de
  6. https://www.zentrum-der-gesundheit.de/artikel/stoffwechselerkrankungen/kryptopyrrolurie-kpu
  7. Wikipedia – Vitamin B6
  8. https://www.netdoktor.de/ernaehrung/vitamin-b6/mangel/
  9. Bender DA, Ghartey-Sam K, Singh A. Effects of vitamin B6 deficiency and repletion on the uptake of steroid hormones into uterus slices and isolated liver cells of rats. Br J Nutr. 1989 May;61(3):619-28
  10. https://www.vitaminexpress.org/de/zink
  11. https://infothek-gesundheit.de/mangan-manganmangel/
  12. Wikipedia – Mangan
  13. https://www.keac.de/hpu/adhd.html
  14. https://lpi.oregonstate.edu/mic/vitamins/vitamin-B6
  15. Ertek S, Cicero AF, Caglar O, Erdogan G. Relationship between serum zinc levels, thyroid hormones and thyroid volume following successful iodine supplementation. Hormones (Athens). 2010 Jul-Sep;9(3):263-8
  16. https://custommedicine.com.au/health-articles/pyroluria/
  17. https://www.neomedinstitute.com/blog/addressing-pyroluria-a-functional-medicine-approach-to-treating-lyme-disease
  18. Wikipedia – Aromatic L-amino acid decarboxylase
  19. Lydiard RB. The role of GABA in anxiety disorders. J Clin Psychiatry. 2003;64 Suppl 3:21-7. PMID: 12662130.
  20. https://nutrafol.com/blog/vitamins-hair-growth-role-vitamin-b6-promoting-healthy-hair/
  21. Stamatiadis D, Bulteau-Portois MC, Mowszowicz I. Inhibition of 5 alpha-reductase activity in human skin by zinc and azelaic acid. Br J Dermatol. 1988 Nov;119(5):627-32
  22. Rajendrasingh JR (2017) Role of Non Androgenic Factors in Hair loss and Hair Regrowth. J Cosmo Trichol 3: 118
  23. https://flexikon.doccheck.com/de/NO-Synthase
  24. Wilfried P. Bieger. Mitochondriale Dysfunktion – Eine aktuelle Übersicht
  25. http://www.prokrypto.de.rs/folgeschaeden-der-kpu
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